Mittwoch, 29. April 2009

Predigt zur Konfirmation an Misericordias Domini, 26. April 2009

Liebe Konfirmandinnen, liebe Gemeinde,

welche Wege gehen wir? Und welche Wege werdet ihr einmal gehen? Wenn in früheren Zeiten Konfirmation gefeiert wurde, so war es der krönende Abschluss der Schulzeit. Nach Ostern begann dann für die meisten der Weg in die Lehre, mancher ging fort von zu Hause, um zu lernen, zu arbeiten, kurzum auf eigenen Beinen durch das Leben zu gehen. Heute ist die Schulzeit länger, ihr habt noch Zeit, um euch vorzubereiten und zu wachsen, in eurem Wissen, in eurer Entwicklung, in der geborgenen Welt eures Elternhauses. Das ist gut so. Und doch ist dies heute euer Tag und er markiert den Beginn eines Neuen. Ihr werdet bald, euch immer weniger als Kind, sondern als Jugendliche auf dem Weg fühlen. Ihr tut es zumeist schon jetzt, wenn manche Dinge, die euch früher Spaß gemacht haben, heute eher peinlich sind. Welche Wege werdet ihr gehen? Wir als Gemeinde, zu der ihr ab dem heutigen Tag ganz eigenständig gehört, und wir als Angehörige und Familie von euch, beten und hoffen, dass ihr die richtigen Wege findet, die richtigen Entscheidungen für euch trefft. Was wir mit auf den Weg geben, ist Gottes Wort, aus dem Munde Jesu. Jesus hat einmal gesagt: „Geht hinein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind es, die auf ihm hineingehen. Wie eng aber ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind es, die ihn finden. Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe.“ (Mt 7, 13-16a)

Liebe Gemeinde, liebe Konfirmanden, es macht einen Unterschied, ob ich mit 170 Sachen über eine dreispurige Autobahn im Leben fahre oder ob ich einen holprigen Feldweg fahre mit vielen Kurven, Schlaglöchern und schlechter Oberfläche. Auf den ersten Blick würden wir sicher die Autobahn vorziehen, denn wir kommen schnell von A nach B und müssen nicht um unsere Stoßdämpfer fürchten. Doch, was Jesu Bild sagen will, ist: So glatt, schnell und einfach ist das Leben nicht. Der einfache und bequeme Weg, er wird uns von den Wölfen im Schafspelz als Heil vor Augen geführt. 10 Kilo weniger in 30 Tagen, todsichere Aktienpakete, die das schnelle Geld versprechen, ewige Schönheit und Jugend, grenzenlose Mobilität und wenn etwas vor den Baum geht, schuld sind immer die anderen. Denn unsere Straße ist breit und hell. Wenn es eben immer so einfach wäre. Der Weg, der zum wahren Leben führt sieht anders aus. Da wird es manche Rückschläge geben, manche Abzweigung kommen, an denen wir uns entscheiden müssen, wie es weiter geht. Da gibt es dunkle Wegstrecken, wo wir das Licht einschalten müssen. Und letztlich werden wir älter, dann ist das schnelle Leben vorbei, und wir werden zurückschauen müssen und uns fragen, was war das jetzt nun mit meinem Leben. Was ist Bleibendes entstanden? Wenn ich auf der Autobahn fahre, rauscht alles an mir vorbei. Fahre ich den Schotterweg, so bleibt manche Erinnerung zurück. Eine Aufgabe im Leben, an der ich mir fast die Zähne ausgebissen hätte. Die Liebe, die ich gegeben habe, sie kommt vielfältig zu mir zurück.

Liebe Konfirmanden, ich will euch keine Angst machen. Aber es gehört zur Reife und dem Erwachsenwerden dazu, das Leben zu nehmen wie es ist. Und es ist gut, wenn man es sich nicht so einfach macht, wie die Werbung und die bunten Vorabendserien es uns vorgaukeln. Zum Erwachsenwerden gehört auch die Verantwortung. Denn es gibt keine Freiheit ohne Verantwortung. Freiheit, die sich einfach nur nimmt, was sie braucht, zerstört den Anderen. Und zerstört letztlich sich selbst. Computer, Drogen, Gewalt, Alkohol, Verzweiflung, Selbstzweifel – Teufelskreise, vor denen niemand gefeit ist. Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt. Wenige sind es, die ihn finden. Wenn ihr nun größer werdet, so fragt ihr auch danach, ob der Weg, den euch eure Eltern vorleben, der richtige ist. Auch das ist gut so und gehört zum Erwachsenwerden. Ihr habt schon jetzt ein gutes und gesundes Gespür dafür, dass das, was alle machen, nicht immer das Richtige sein muss. Der breite Weg ist es eben nicht, der zur Seligkeit führt. Wovon Jesus freilich auch redet, ist unser Weg mit Gott. Auch mit ihm kann man es sich nicht so einfach machen. Auch für ihn muss man sich immer wieder entscheiden, sich auf die Suche nach ihm machen. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir es uns gerne leicht machen mit allem – auch mit Gott. Das mag eine Zeitlang gut gehen, ganz unbelastet eine scheinbare Freiheit zu genießen. Doch ist eine Welt ohne Gott, sind Menschen, deren Herz und Weltbild leer bleibt, eine große Gefahr für andere und für sich selbst. Ich denke, viele Probleme, die wir in unserer Welt haben, sind darauf zurückzuführen, dass wir uns selbst und nicht Gott zum Maßstab aller Dinge haben. Vieles liegt daran, dass wir nicht mutig genug angehen und anpacken, was uns stört, wo andere ungerecht behandelt werden. Weil wir eben lieber auf der Autobahn fahren, als die Steine aus dem Weg zu räumen, die auf dem Weg des Lebens liegen. So ist meine Botschaft, so ist Gottes Botschaft heute für euch dies: Macht es euch nicht zu einfach. Überlegt genau, welche Wege ihr geht und hütet euch vor der Lüge, die sich als Verheißung tarnt, hütet euch vor den Wölfen im Schafspelz. Davon gibt es viele. Geht euren Weg im Leben mit Bedacht, weicht nicht zurück, wenn es mal schwer vorangeht, tragt Verantwortung für euch und die Menschen, denen ihr begegnet. Seid wachsam und letztlich in allem getragen von Gott. Glaube und Vertrauen auf Gott scheinen wenig up to date zu sein. Vielleicht vergleicht ihr euch mit anderen, die nicht an Gott glauben und denkt, so ginge es auch. Doch denkt daran, der leichtere Weg ist nicht der bessere. Euer Glauben wird euch letztlich helfen können. Gott kann euer Airbag sein auf der steinigen Straße, das Licht der Scheinwerfer auf den dunklen Wegstrecken, das Hinweisschild bei einer Weggabelung und schließlich der Kraftstoff für eure Fahrt. So schließ sich der Kreis zu den Bibelversen, die ihr euch für euren Weg gewählt habt. „Die auf Gott vertrauen, kriegen immer wieder neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass laufen und nicht müde werden, dass sie gehen und nicht zusammen brechen.“ Und schließlich: „Der Herr hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.“ Wir sind da und gehen unsere Straße, und Gott ist da und geht in allem mit. Diese Erfahrung wünschen wir euch, diesen Segen wünschen wir euch. Etwas Größeres und Schöneres kann man nicht geben. Amen.