Liebe Wahlwinkler, liebe Gäste, liebe Festgemeinde,
wir sind Zeugen eines großen Moments geworden. Ein neuer Altar bildet die sichtbare Mitte unserer Kirche hier in Wahlwinkel. Schon seit Urzeiten haben Menschen Altäre gebaut, an Orten und in Zeiten, in denen ihnen Gott ganz nahe war. Einer der ersten Ältare, von dem wir in der Bibel lesen, ist der Altar, den Jakob auf der Flucht vor seinem Bruder baute. Nach einer Nacht, in der er über sich den Himmel offen sah. Eine Nacht voll Angst und Ziellosigkeit, eine Nacht, in der er plötzlich spürte, dass Gott ihn nicht verlassen würde, wohin er auch gehen wird.
Der Altar also ist ein Zeichen der erlebten und erfahrenen Verbindung zu Gott, zu dem, der uns einst geschaffen hat, zu dem, der uns sucht und findet, der unser Leben in seiner Hand hält, ob wir es wollen oder nicht. Der Altar – ein Zeichen der Gegenwart Gottes – ein Ort, der viele Zeiten überlebt, etwas Besonderes, Heiliges – von Menschen gemacht, der aber höher ist alle Gebäude, die wir schaffen. Nicht in seiner Größe, aber in seiner Bedeutung. Menschen kommen an diese Orte um zu beten, sie bitten um Verzeihung, sie kommen in ihrer Angst und Not, sie kommen, um Gemeinschaft zu haben mit anderen Kindern Gottes. Sie kommen, um zu heiraten, um für ihre Freude zu danken, um den Segen für ihr Leben zu empfangen. Der Altar ist wichtig.
Einer seiner Vertrauten verrät ihn – hinterhältig und selbstsüchtig. Der Gottessohn könnte fliehen, doch nach dem dritten Anlauf seiner Zwiesprache mit dem ewigen Gott, wächst in ihm die Gewissheit: Es ist Gottes Wille, dass ich sterbe und in die Hände der Mächtigen und Boshaften übergeben werde. Das ist wohl einer der eindrücklichsten Zeugnisse von Gottvertrauen. Die Hinterlist der Machthaber, derjenigen, die sich bedroht fühlen vom Erfolg anderer, derer, für die Liebe ein Fremdwort ist, ihre Macht ist vier Tage später zerbrochen. Der Tod ist keine Grenze mehr, denn auch der Tod wie auch alle Mächtigen und Teufel dieser Welt können uns nicht trennen von Gott. Darin ist uns Jesus vorangegangen.
Die Soldaten kommen schon im Hintergrund, doch Jesu Lächeln auf unserem Altar sagt uns: Das einzige, was hier noch zählt, ist das Vertrauen auf Gott. Dein Wille geschehe, nicht meiner! Ist es Zufall, dass das Thema des morgigen Sonntags das Gottvertrauen ist, frage ich mich. Ich habe es nicht gewusst, als wir den Termin für unsere Altarweihe festgesetzt haben. Bei meinem Amtsantritt habe ich auf dem Boden des Pfarrhauses ein Bild gefunden, dass eben diese Szene im Garten Gethsemane zeigt – ein Ölbild vom Anfang des 20. Jahrhunderts vielleicht. Anders im Stil vielleicht – aber wenn ich heute mit Ihnen vor diesem Altar stehe, dann kommt es mir so vor, als wäre es kein Zufall, sondern dann erwacht in mir die Überzeugung, dass es Gottes heiliger Wille ist, dass dieser Altar nun steht und seiner eigentlichen Bestimmung übergeben wird.
Der Altar ein sprechendes Zeichen des Vertrauens auf Gott. Das Bild dieses Altars möge uns anrühren über die Größe menschlicher Hingabe an Gott. Es möge uns helfen zu vertrauen, gerade wenn das Leben es manchmal nicht so gut mit uns zu meinen scheint. „Sehet die Vögel im Himmel, sie säen nicht, sie ernten nicht und unser Vater im Himmel ernährt sie doch. Seid ihr nicht viel mehr als sie?“ hieß es im Evangelium. „Was sorgst du dich um das Morgen? Der morgige Tag wird für das seine sorgen!“ Doch es gibt kein blindes Vertrauen, das manche unserer Zeitgenossen vielleicht naiv und kindisch nennen. Vertrauen ist Anstrengung und Kraft. Wir müssen es anpacken – das Vertrauen auf den Höchsten. Das fällt nicht jedem in den Schoß. Unser Evangelium heute erzählt von dieser Anstrengung: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch alles zufallen!“ Essen, Trinken, Kleidung, alles, was wir brauchen.
Kraft und Anstrengung, den Willen Gottes tun, das führt mich dazu, zu danken für den heutigen Tag. Die Vielen, die sich eingesetzt haben, damit die Gegenwart Gottes unter uns Wahlwinklern steinerne Gestalt bekommen hat in diesem schönen Altar, der von Gottvertrauen und Verbindung erzählt. Da nenne ich zuerst Pastorin Maibaum, meine Vorgängerin hier in Wahlwinkel, die den Stein ins Rollen oder besser gesagt zur Restauration brachte. Lange haben Maibaums gekämpft um Gelder und Genehmigungen. Fünf lange Jahre, in der die Zukunft unseres wertvollen Reliefs, um den wir nun versammelt sind, in der Schwebe hing. Gott gab seinen Segen zu dieser Mühe und dem Engagement von Pastorin Maibaum. Denn heute nun ernten wir die Früchte ihrer Kraft. Dank gilt weiterhin Steinmetzmeister Matthias Albertoni und dem Metallgestalter Hans Reiche und ihren Mitarbeitern. Sie haben die Sache Gottes zu ihrer eigenen gemacht und dem Altar in dieser Form Gestalt werden lassen. Gestern früh erst haben beide sich noch freigeschaufelt, um den Altar aufzustellen – ohne dabei an den materiellen Lohn zu denken. Denn die Arbeiten sind durch Störfeuer gegangen und erst am Montag Nachmittag haben wir erst wieder grünes Licht bekommen. Dass wir heute beisammen sind, verdanken wir darum auch Frau Hildebrandt vom Kreiskirchenamt, die Unklarheiten schnell und stringent in Klarheit verwandelte. Zuletzt, aber an dieser Stelle ganz bewusst gesetzt, weil es haften bleiben soll in unseren Herzen, danke ich dem Gemeindekirchenrat unserer Gemeinde Wahlwinkel: Frau Brunhilde Klausnitzer und ihrem Mann Herbert Klausnitzer, Frau Paola Köllner und ihrem Mann Joachim, unserem geschätzten Bürgermeister, Frau Johanna Trott und Frau Angela Wirnitzer, die völlig selbstlos das Rückgrat nicht nur dieser Altarweihe, sondern auch das Rückgrat der Gemeinde Gottes hier im irdischen Wahlwinkel sind. Ich möchte auch alle in meinen Dank einschließen, die mit Gebet und guten Gedanken dieses Werk vollbracht haben. Ihnen allen gilt unser Dank, wenn wir uns heute um den Altar versammeln. Der Altar, der das Signal unseres Gottvertrauens ist und der Ort, an dem wir Gemeinschaft feiern mit dem Lebendigen, der uns durchhalten lässt in den Stürmen des Lebens. Möge dieser Altar zum Segen für diese unsere Gemeinde werden! Mögen sich die Wogen glätten, die sich hier und da auftürmten! Möge der Allmächtige spürbar werden mit seiner Kraft, wenn wir kommen und ihm vertrauen, bedingungslos wie Jesus es tat! Möge Gott Wahlwinkel segnen und beschützen an diesem Altar und in jedem Haus unseres Ortes! Amen.